Start des Besuchs der AG 60plus Jena im September war das Siemens-Gerätewerk, neudeutsch: Division Digital Factory. Bruno Wägner, IGM-Betriebsratsvorsitzender des Siemens GWE empfing uns und führte uns zur Pförtnerloge, damit wir einen Besucherausweis erhalten. Anschließend gingen wir über das geräumige Werksgelände zum Büro des Betriebsrats. Bruno Wägner konnte für uns ein Meeting mit dem GWE-Personalleiter, Volker Rothaug, auch Mitglied des OFK, arrangieren.
Auf diversen Folien stellte uns Herr Rothaug das Unternehmen vor, das aus Entwicklung, Fertigung und Verwaltung besteht, insgesamt ca. 3.314 Mitarbeiter incl. 150 Auszubildender. Weiter erklärte er, dass mithilfe leistungsstarker PLM-Software sich neue Produkte komplett virtuell entwickeln und optimieren lassen. In der realen Fertigungswelt ermöglicht das seit rund 20 Jahren bewährte Konzept von Totally Integrated Automation (TIA) das effiziente Zusammenwirken aller Automatisierungskomponenten. Das TIA-Portal beispielsweise ermöglicht so bereits im Engineering signifikante Zeit- und Kosteneinsparungen. Gemeinsam mit Partnern im Siemens-Konzern, allen voran der Division Process Industries and Drives (PD), steht die Division Digital Factory für ein breites und einzigartiges Portfolio von PLM-Software-Tools und industrieller Automatisierungs- und Antriebstechnik, welche auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden in den unterschiedlichsten Branchen der diskreten Industrie maßgeschneidert ist.
Kunden der DF wissen die Division aber auch an ihrer Seite, wenn es um die langfristige Entwicklung ihres Unternehmens geht. Langfristige Investitionssicherheit sicherzustellen – auch und gerade im Softwaregeschäft – ist eine der tragenden Säulen der Geschäftsstrategie. Bei der Gestaltung der Zukunft der Industrie versteht sich DF als treibende und richtungsweisende Kraft an der Seite ihrer weltweiten Partner wenn es darum geht, moderne und bewährte Technologien zur Steigerung der Produktivität und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit einzusetzen. Die Azubis werden übernommen, zum Teil vorerst befristet für ein Jahr, ein Teil studiert nach der Ausbildung nach dem dualen System. Nach dem Vortrag wurden Fragen von uns von den Herren Wägner und Rothaug beantwortet.
Danach fand die Werksführung durch das hochmoderne, computerunterstützte Werk statt, für Technikfreaks ein Glücksmoment. In der folgenden Mittagspause hatten wir in der großräumigen Kantine Gelegenheit festzustellen, wie gut die Mitarbeiter verpflegt werden. Bei dem Mittagessen ergaben sich interessante Gespräche. Anlass war dafür auch die vorhergehende Fragestunde, bei der fast sämtliche Probleme angesprochen wurden: wie die sich geänderte Lohn- und Gehaltsstruktur, Fabrikation, Lagerhaltung, Versand, kurzum die gesamte Logistik. Das hätte wahrscheinlich noch länger so weiter gehen können, doch die Zeit drängte, da im weiteren Programm die Besichtigung des Siemens-Med-Museums bevorstand. Zurück ging es durch die Logistik zum Betriebsratsbüro zur Verabschiedung.
Wir bedankten uns bei Bruno sehr herzlich für die vielen Informationen und die überaus interessante Werksführung und machten uns auf den Weg zum Med-Museum.
Eine Führung durch dieses kleine, aber feine Museum erregte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden. Es wurde ihnen von Minute zu Minute deutlicher, welch weiter Weg an Neuerungen, Verbesserungen, seien es technisch oder Design, in den letzten 100 Jahren vom ersten Röntgengerät bis zum modernen CCT gemacht worden ist. Staunen ist da wirklich nur ein untertriebener Begriff.
Organisatorisch war alles sehr gut vorbereitet. Kaum hatte die Führerin, Frau Türk-Pereira, ihren Vortrag zu Ende gebracht, gab es Kaffee und Kuchen. Eine Pause hatten die Teilnehmer nötig, da die Führung fast eine Stunde in Anspruch genommen hatte und es anschließend noch weiter zum Burgberg ging und dort zu einem besonderen Kunstort mit einer Dauerschau von 17 großformatigen Skulpturen: Den Heinrich-Kirchner-Garten. Heuer wird sein 35-jähriges Bestehen gefeiert
Nach kurzem, steilen Anstieg, begegnen uns zwischen Bäumen und Sträuchern ehemaliger Villen- und Obstgärten, auf Wiesenstücken, in Mulden, natürlichen Terrassen, auf der hohen Plattform mit schönem Blick auf die Stadt Menschen und Tiere aus Bronze und Eisen, von erhabener Größe, in archaischer, vereinfachter Gestalt, geprägt durch christlich-ethisches Gedankengut, angeregt und beeinflusst von expressionistischen Strömungen: Wesen von ganz eigenem Reiz und Flair, eher Sinnbilder von Botschaften a1s reale Abbildungen.
Glücklicherweise hatte sich unserer Gruppe mit Frau Weydanz eine mit Kirchners Schaffen vertraute Stadtführerin zugesellt, die uns eine kenntnisreiche und anschauliche Erklärerin und Vermittlerin seiner Botschaften war.
Der Skulpturengarten wurde 1982 am Erlanger Burgberg in Anwesenheit des Künstlers eröffnet. 17 seiner großformatigen Bronzeplastiken werden dort ausgestellt und zeigen das Lebenswerk dieses Bildhauers. Bekannt wurde er durch seine in der Form stark vereinfachten Menschen- und Tierplastiken aus Bronze und Eisen. Sie wurden von allen mit großem Interesse angeschaut und boten Anlass zu ausgiebigen Diskussionen.
Heinrich Kirchner, ein Erlanger Künstler von internationaler Bedeutung, ist 1902 in Erlangen geboren, blieb der Stadt verbunden bis zu seinem Tod 1984 im Chiemgau. Er studierte und lehrte als Professor in München und Paris, wurde von den Nationalsozialisten wie Viele als „Entarteter“ ausgebremst, um sich nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges umso mehr für eine Gemeinsamkeit von Menschen und Natur einzusetzen. Er hatte Ausstellungen in namhaften Museen, war 1936 und 1959 an der Biennale in Venedig und 1959 an der documenta II in Kassel vertreten. Nur einige der wichtigsten Stationen eines reichen Künstlerlebens.
Übrigens, auf dem Burgberg hat es nie eine Burg gegeben, Stattdessen Felsenkeller mit gleichbleibenden Temperaturen von 6 Grad, die den Brauereien (bis zu Lindes Kältemaschinen-Erfindung um 1876) lange haltbare Biere garantierten und Erlangen das Prädikat Bierstadt. Heute gedeihen dort Champignons. Weithin bekannt ereignet sich am Fuß des Berges unter alten, schattenspendenden Bäumen seit 1755 mit enorm zunehmenden Besucherzahlen die beliebte Berg-Kerwa. in der Pfingstwoche geht Mann/Frau mit und ohne Kinder auf den „Berch“. Ehrensache!
Im Restaurant „Altes Schießhaus“ am Burgberg endete der diesjährige Begegnungstag mit den Genossen aus Jena. Wir freuen uns auf das nächste Treffen 2018, dann wieder in Jena.